Square Dance ist ein rhytmischer, fließender Tanz und wird in Gruppen aus vier Paaren getanzt, die je an einer Seite eines imaginären Quadrats (Square) stehen. Wenn mehrere Squares gleichzeitig tanzen sind diese jedoch unabhängig voneinander. Zusätzlich zu den mindestens 8 Personen wird zum Tanzen ein Caller benötigt. Die Figuren sind in englischer Sprache, man muss aber kein Englisch sprechen um mit zu tanzen, lediglich den Namen der Figur mit der Ausführung verknüpfen (ähnlich wie bei der SSD Dressur ;) ). Dadurch, dass die Figuren überall denselben Namen haben, kann man, egal wo man ist, mittanzen, Voraussetzung dafür ist natürlich eine abgeschlossene Class.
Das Square Dance ist als familienfreundlicher, für alle Altersstufen geeigneter Tanz bekannt. Familen können sich hier gemeinsam sportlich betätigen (ich beispielsweise habe in meinem 'real life' Club mit 8 Jahren angefangen, unsere ältesten Clubmitglieder sind in hohem Rentenalter :D wirklich für jedermann geeignet).
Ein Square Dance Club existiert meist als eigenständiger, gemeinnütziger Verein, und muss nach deutschem Vereinsrecht handeln und behandelt werden. Der Aspekt der Gemeinnützigkeit ist hierbei dadurch gegeben, dass quasi jeder beitreten kann, es gibt, wie schon angedeutet, keine Altersgrenzen.
Englische Morristänze und höfische Tänze der französischen Königshäuser sowie andere europäische Tänze trugen ihren Teil bei. Aus den englischen Tänzen entwickelte sich 'The English Country Dance' und 'The French Quadrille' entstand aus den französichen Tänzen. Mit letzteren kamen die Petticoats - die schönen bunten Unterröcke - und die Aufstellung eines Squares mit 4 miteinander interagierenden Paaren dazu.
Zur gleichen Zeit wie der 'Old Tyme Square Dance' entwickelte sich allmählich der 'Couple Dance', der heute noch als 'Round Dance' paarweise getanzt wird.
Das Square Dance entstand ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Europäische Auswanderer, die in den wilden Westen zogen, nahmen ihre Volkstänze mit. Aus einer Kombination dieser entwickelte sich langsam das Square Dance, welches wir heute kennen. Es wird vermutet, dass so die ersten Caller entstanden - sie sammelten die verschiedenen Figuren der Tänze und gaben sie weiter. Auf den Bällen kamen Gäste, die nicht beim ortsansässigen Tanzmeister unterrichtet wurden, so wurde der 'Ballroom-Prompter', der ansagte welche Figur als nächstes kam, eine der wichtigsten Personen für den Tanz. Nach dem 2. Weltkrieg brachten amerikanische Soldaten den Tanz nach Europa. Man kann das Square Dance als 'Reimport' alter Volkstänze als Europa sehen.
Die Vorgänger des Modern American Square Dance sind als 'Old Heritage and Barn Dances' bekannt. Den ersten Square Dance-ähnlichen Tanz nennt man 'Old Tyme Square Dance'. Bei diesem gab es zum ersten Mal in der Geschichte dieses Tanzes einen 'Prompter', der Figuren spontan angesagt hat. Vorher wurde nach festen, vorher gelernten Choreografien getanzt.
Mit der Erschließung des wilden Westens ging die Entwicklung des Tanzes getrennte Wege, im Osten blieb alles größtenteils beim Alten, mit langen, über Reifen gerüschten Kleidern für die Damen und engen Hosen sowie Hemden mit Leinenrüschen und Westen für die Herren. Man tanzte dort in großen Säälen, welchen den Pionieren dann nicht mehr zur Verfügung standen, diese waren für diese Art von Kleidung geschaffen.
Im Westen entwickelte sich der 'Western Square Dance'. Die Kleidung wurde einfacher, man tanzte meist in Sonntagskleidung, mit welcher auch der Gottesdienst besucht wurde. Hier gab es kaum spezielle Tanzhallen für das Square Dance, man tanzte hauptsächlih in Scheunen (Barns) - der 'Barn Dance'.
Diese getrennte Entwicklung sorgte dafür, dass es viele verschiedene Stile und Figuren gab. Später versuchte man, die Square Dance Figuren wieder zu vereinheitlichen, angefangen ab 1923. So entstand das moderne Square Dance.
Heute wird Square Dance weltweit getanzt, allein in Deutschland gibt es schon mehr als 400 Clubs, in Amerika noch weitaus mehr. Es gibt kleinere Unterschiede, allerdings beeinträchtigt das kaum die Tatsache: wenn man die Figuren gelernt hat, kann man überall auf der Welt Square Dance tanzen. Selbst im Raum Asien gibt es Clubs. Diese Tanzsportart ist also wahrlich verbindend. Da es keinen Wettbewerb gibt, gibt es auch keine Konkurrenz unter den Clubs, man besucht sich gegenseitig gern und feiert zusammen, auf Specials, Conventions oder Jamborees, oder einfach zum Clubabend.
Die Herren tragen ein langärmeliges Hemd, auch wenn es warm ist, dies ist eigentlich Vorschrift.
Man muss so nicht an die manchmal doch recht verschwitzten Unterarme greifen...
Am Kragen wird oft eine Bolo-Tie getragen. Dazu wird eine normale lange Hose angezogen, an den Gürtel kommt auch gerne mal ein kleines Handtuch für verschwitzte Hände
Kann auch der Dame freundlicherweise zwischendurch angeboten werden :D
Die Damen dürfen sich etwas luftiger kleiden, für sie sind kurze Ärmel erlaubt. Zu einem Shirt oder einer Bluse wird ein bunter oder einfarbiger Tellerrock getragen, der genug Platz für den großen, oft in leuchtenden Farben gehaltenen Petticoat darunter bietet. Auch ein Kleid mit Tellerrock-Unterteil, oder auch ein ganz traditionelles Kleid der amerikanischen Gründungszeit wird gerne getragen. Passend zum Petticoat gibt es manchmal ein Strumpfband fürs Bein, oder, wenn man besonders elegant sein möchte, kann man auch dünne Handschuhe tragen.
Hilft auch gegen Schwitzehände vom Partner ;D
Ein Fächer gehört ebenfalls optional dazu, um sich, oder, wenn man besonders freundlich sein möchte, den Herr neben sich abzukühlen.
Natürlich werden die Kleiderregeln nicht mit Druck durchgesetzt, bei normalen Clubabenden ist es meist toleriert, in Alltagskleidung zu kommen, aber vorallem bei Veranstaltungen und Auftritten gehört es einfach zum guten Ton dazu und sieht immer besser aus.
Getanzt wird meist zu Western- oder Countrymusik, allerdings gibt es auch Jazz-, Musical- und Popmelodien als Hintergrundmusik. Auch wenn viele Lieder den Charme früherer Jahre verkörpern, gibt es inzwischen auch modernere Songs. Die Musik ist mittelschnell gehalten, obwohl die Geschwindigkeit von Lied zu Lied variiert. Ein netter Caller hebt die langsamen Songs für das Ende des Abends auf.
Manche scheuchen genau dann ihre Tänzer mit dem größtem Vergnügen und größter Eile durch den Square... :D
Es gibt sogenannte Pattern, dies sind Musikstücke ohne Text (entweder so komponiert, oder Lieder in Karaokeversion), zu denen der Caller sich eine Reihenfolge der Figuren ausdenkt, die Tänzer müssen diesen spontan folgen, so entstehen jedes Mal andere Kombinationen und somit andere Tänze, es wird also nie langweilig. Figuren können nicht mit jeder beliebigen anderen Figur kombiniert werden, man muss auf Richtungen achten, auf die Positionen der Herren und Damen sowie wo der Square zu Ende ist. Dieser Sport fordert also nicht nur Konzentration von den Tänzern, auch der Caller muss ständig bei der Sache sein, schließlich sollen am Ende auch noch alle an der Position enden, an der sie angefangen haben.
Singing Calls sind Lieder, bei denen Teile des Originaltextes durch eine Sequenz Figuren ersetzt wurden. Hierbei singt der Caller also den Originaltext mit Figuren dazwischen, weswegen die Tänzer besonders gut hinhören müssen. Bei diesen Liedern ist es das Ziel, die Damen einmal im Kreis von einem Partner zum nächsten zu schicken und sie am Ende wieder zum Originalpartner zu lotsen. Um das zu gewährleisten, werden hier die benötigten Figuren gleich im vorhinein ausgearbeitet, wenn ein Caller jedoch besonders sicher ist kann er natürlich auch dies 'frei Schnauze' tun und sich nicht an den Text halten.
Hilfe ist nichts, was ein Square Dancer einem anderen verweigern würde. Ob es nun um das 'Ausleihen' von Tänzern eines anderen Clubs für eine Demo geht, um einen funktionsfähigen Square zusammen zu bekommen oder einfaches Tauschen der Tänzer mitten im Lied, weil jemand erschöpft ist oder verletzt wurde, man kann sich aufeinander verlassen. Außerdem werden menschliche und kulturelle Beziehungen zu anderen Völkern weltweit durch die große Reisefreude der Square Dancer, in Kombination mit der schon erwähnten Offenheit gefördert und vertieft. Wie schon erwähnt gibt es in diesem Sport keinen Wettbewerb, der den Zusammenhalt und die Freundschaft gefährdet. Mitglieder aus Clubs, die nahe beieinander liegen, kennen sich alle recht gut, oft entstehen auch privat Freundschaften. Außerdem wird im Square Dance jeder geduzt, sogar Fremde, oder noch besser, der eigene Chef. Hier sind alle gleichgestellt.
Viele Clubs in Deutschland gehören zur EAASDC e.V. (European Association of American Square Dancing Clubs). Dies ist eine Vereinigung für Clubs in Zentraleuropa. Square Dance, aber auch Round Dance Clogging und Contra Clubs sind hier vertreten. Inzwischen sind ca. 540 Clubs Mitglied, ungefähr 90% dieser sind aus Deutschland! Die EAASDC bietet Hilfe in Fragen zur Clubführung, Abdeckung aller Rechte bezüglich der Nutzung von Musik (u.A. Vorteile bei GEMA-Gebühren, für Events und Auftritte z.B. benötigt), ein Informationsaustausch mit anderen Vereinen in Europa, Verbreitung von wichtigen Informationen sowie Angebote zur Weiterbildung für Vorstandsmitglieder in Vereins- und Sicherheitsfragen.
Eine weitere Organisation im Bezug auf das Square Dance ist die ECTA (European Callers and Teachers Association). Diese Plattform ist vor allem für Caller und Tanzleiter in den Bereichen Square Dance, Round Dance, Contra und Traditional Square Dance gedacht. Außerdem ist es die europäische Verbindung zu anderen, größeren Plattformen, die noch mehr international agieren, beispielsweise auch in Amerika. Die ECTA bietet Trainings und Seminare für Caller an und lizensiert auch Musiktitel-Vervielfältigungen für öffentliche Aufführungen. Zusätzlich bietet sie ebenfalls Nachlässe bei der Zahlung von GEMA-Gebühren.
CALLERLAB ist eine internationale Vereinigung von Callern, diese verwaltet unter anderem die verschiedenen Level und bildet Caller aus.